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Zu Tisch mit Tschanz "Beginn einer Passion"


Im Jahr 2011 habe ich im «Telebasel»-Sportmagazin «Heimspiel» einen Beitrag über den Tischtennisklub TTC Rio-Star Muttenz gesehen, wie sie den Schweizer-Meister-Titel gewonnen haben. In wenigen Wochen wird der Klub ein Sommer-Trainingslager durch- führen, hiess es im Fernsehbeitrag. Momente danach bin ich keuchend und voller Anstren- gung an der Tischtennisplatte gestanden. Mit grossen Tennis-Seitschritten bin ich die zwei Platten entlanggelaufen und habe versucht, die Bälle zu berühren. In diesem Moment fühlte ich etwas Spezielles, als wäre innerlich ein Feuer entfacht worden. Habe ich etwa meine grosse Passion gefunden?


Für mich ist Tischtennis ein Spiel von purer Athletik und Verbindungen, wie in einer Matrix. Die enormen Geschwindigkeiten, bei denen die Athleten keine Zeit zum Reagieren haben, sondern nur antizipieren können und das Spiel lesen müssen. Der enorme Spin, der so schwierig zum Einschäzen ist. Vor allem bei Aufschlägen und gut ausgeführten Finten des Gegners. Das Spiel lebt von vielen Strategien und Spielzügen, die im richtigen Moment eingesetzt werden müssen. Gezielte Angriffe führen dann zum Punktgewinn. Des Weiteren gibt es eine einzigartige Dynamik und einen sich immer ändernden Rhythmus, der bei jedem Gegner anders ist. Zum Schluss werden Spieler süchtig nach dem Klicken des Balles. Man hört den Ball und kann so einschätzen, wie stark er getroffen wurde und wie fest er in den Belag und das Holz geht. In jeder Halle, bei jedem Tisch und jedem Ball verändern sich all diese Eigenschaften.

Dieser komplexen Sportart bin ich verfallen, sie ist meine grosse Passion – seit ich am Sommer-Trainingslager beim Schweizer Meister TTC Rio-Star Muttenz teilgenommen habe. Mit elf Jahren bin ich dort erschienen und habe mich dann schnell entschieden, die Sportart zu wechseln. Aus Tennis wurde Tischtennis. Die Art und Weise, wie die chi- nesischen Trainer mich dort trainiert haben und wie sie mich auf die chinesische Art ge- drillt haben, hat in mir etwas geweckt. Ich musste nämlich direkt an zwei Tischen harte Beinarbeit leisten. Stellen Sie sich das mal vor: Man geht in eine neue Sportart rein- schnuppern und darf dann direkt den anstrengendsten Drill ausprobieren, der eigentlich keine Freude macht und Spieler eher wegbringt vom gefühlvollen Tischtennis. Nach zehn Jahren arbeite ich immer noch eng mit meinen chinesischen Trainern zusammen und spiele für Rio-Star, wo ich begonnen habe. So wie ich bei meinen Anfängen den Beitrag von «Telebasel» gesehen habe, wurde ich 2019 interviewt, als ich mit dem Club Schweizer Meister wurde.


Die Kolumne ist am 14.04 22 in der Volksstimme - Die Zeitung für das Oberbaselbiet erschienen.

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