Flüelen, Urnersee und Sonnenschein. Ein warmer Sommertag und ich flitze über die spiegelglatte Wasseroberfläche. Am Ende meiner Fahrt versuche ich in eine Halse überzugehen, lande jedoch abrupt im Wasser. Mein Buddy rast mit gestrecktem «Hang Loose» an mir vorbei. Grinsend steige ich wieder auf mein Brett und das Ganze beginnt von vorne.
Tischtennis-, Athletik-, Mentaltraining und Ernährung sind wichtige Bereiche in meinem Leben als Spitzensportler. Doch einen Bereich, den ich jeweils gerne vergesse oder der in meiner Trainingsphilosophie noch nicht den Stellenwert gefunden hat, den er verdient, ist die Regeneration. Ich versuche diesen Bereich bewusst zu verbessern, indem ich einmal pro Woche einen Tag Pause mache. Mein Unterbewusstsein sträubt sich gegen diese trainingsfreien Tage. Doch mittlerweile habe ich gelernt, mit diesem inneren Konflikt umzugehen.
Ich bin wieder einmal mit meinen Kollegen auf dem Wasser beim Windsurfen. Eine Beschäftigung, der ich nachgehe, wenn ich einen «off day» habe. Ich versuche, mich an meinen trainingsfreien Tagen sportlich zu betätigen, da mir das auf der einen Seite Spass macht und ich auf der anderen Seite so fitter in die nächsten Tage gehe. Wenn die Bedingungen stimmen, bin ich sicherlich auf dem Wasser anzutreffen. Falls nicht, gehe ich gerne mit Kollegen etwas Feines essen oder schaue mir einen Film an. In letzter Zeit versuche ich mich auch ein bisschen im Skateboarden, Windskaten und Basketballspielen. Nach der Saison mache ich jeweils ein paar Wochen Ferien, um meine Batterie aufs Neue aufzuladen. Am besten an einem Ort, an dem es nur so windet.
Es ist unglaublich wichtig, sich nach hektischen und anstrengenden Alltagssituationen mit Trainings, Matches und dem ganzen Druck eine Art Gegenwelt zu schaffen. In dieser denkt man an andere Dinge und schaltet bewusst vom ganzen Druck und Stress des Sportalltags ab.
Ich musste im Verlauf meiner Karriere lernen, Pausen zu machen. Vor allem, um nach den intensiven Trainingsreizen dem Körper und dem Geist ein wenig Ruhe zu gönnen. Man macht lieber ein bisschen mehr Pause, als sich dann zu verletzen und für längere Zeit auszufallen. Nach kleinen und gezielten Pausen ist man jeweils umso motivierter und gelassener, seine Ziele anzugehen. Zum Glück habe ich im Verlauf meiner Karriere Hobbys und Kollegen gefunden, die mich von allem anderen ablenken und mir helfen, trainingsfreie Tage zu geniessen.
Die Kolumne ist am 19.08 2021 in der Volksstimme - Die Zeitung für das Oberbaselbiet erschienen.
Comments