top of page

Zu Tisch mit Tschanz "Nur Sport oder was?"


Nicht in jeder Sportart verdienen Athletinnen und Athleten im Verlauf ihrer Karriere so viel, dass sie danach ausgesorgt haben. Ich gebe alles für meine Tischtennis-Karriere. Doch wie gehe ich damit um, dass es unwahrscheinlich ist, dass ich mir damit mein ganzes Leben werde finanzieren können? Ich schlage zwei Bälle mit einem Schläger.


Im Sportsystem Schweiz wachsen Athleten damit auf, neben dem Sport immer noch eine andere Tätigkeit auszuführen. Sei es Schule, Maturität, Arbeit und so weiter. In China hingegen beginnen die Sportler in einem sehr jungen Alter, sich auf etwas zu spezialisieren. Durch diese beiden verschiedenen Erziehungsmethoden werden ganz unterschiedliche Mentalitäten und Menschen ausgebildet.


Mir fällt auf, dass ich, wenn ich jeden Tag nur trainiere – ich spreche von zwei bis drei Trainingseinheiten – und 24/7 Tischtennis im Kopf habe, mental mit der Zeit ausbrenne. Mir geht Kreativität verloren, die so wichtig ist, um mein Spiel weiterzuentwickeln. Deshalb habe ich mir zur Gewohnheit gemacht, mir neben dem Tischtennis eine kleine Abwechslung zu erlauben. Momentan lerne ich etwa Chinesisch und arbeite in einem kleinen Pensum für meinen Tischtennis-Klub als Geschäftsstelle.


Ziemlich sicher werde ich irgendwann ein berufsbegleitendes Studium beginnen, das mir ein Trainingspensum erlaubt, welches mich an die Spitze bringt. Und es mir gleichzeitig ermöglicht, etwas aufzubauen, das ich nach der Karriere verfolgen kann. Ich kann das Studium so strecken, wie es für mich und meinen Zeitplan am besten passt.

Eine weitere Möglichkeit wäre es, neben der aktiven Karriere eine Trainerfunktion im Tischtennisbereich zu übernehmen. Doch momentan geniesse ich jeden Tag als Spitzenathlet und will, dass diese Zeit nicht zu Ende geht.


Schliesslich muss jeder Athlet und jede Athletin eine Balance und ein Trainingspensum für sich finden, das ihn oder sie weiterbringt und das er oder sie über eine längere Dauer verfolgen kann. Jede Person ist anders und hat andere Prioritäten und Vorlieben.


Auf jeden Fall erlaubt es mir der Fakt, dass ich nach der Karriere noch etwas anderes als Spitzensport machen muss, mir neben dem Sport ein zweites Standbein aufzubauen, das auch noch die gewünschte Abwechslung ins Leben bringt. Nach dem Motto: «Ich habe eine Nebenbeschäftigung und Ablenkung, die mir nach der Karriere helfen wird.»


Die Kolumne ist am 11.11 2021 in der Volksstimme - Die Zeitung für das Oberbaselbiet erschienen.

83 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Beitrag: Blog2_Post
bottom of page