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Zu Tisch mit Tschanz "Spitzensport RS 1/21"


Es ist 6:45 Uhr am Morgen. Noch verschlafen laufe ich mit meinen Kampfstiefeln und Uniform aus meinem Zimmer. «Einstehen, durchnummerieren!» «Verstanden. Eins.»«Zug Spitzensport, Aaaaaaachtuung!» Ich bringe meine Füsse mit den Fersen aneinander in einen 60 Grad Winkel, die Arme straff an den Körper angelegt, Brust rausgestreckt und den Kopf sowie die Augen mit starrem Blick nach vorne gerichtet.

Wo bin ich denn hier gelandet?


In Magglingen!


Ich habe die Ehre, als erster Tischtennisspieler überhaupt die Spitzensport-Rekrutenschule zwischen April und September zu besuchen. Die «Spi-Spo RS» ist ein Gefäss für eine kleine Anzahl an selektionierten Athleten aus der ganzen Schweiz, die den Militärdienst absolvieren und diesen mit ihrer Sport-Karriere verbinden. Das Ganze ist darauf ausgerichtet, Medaillen an Grosswettkämpfen zu gewinnen.


Die Spitzensport-RS dauert 18 Wochen. In den ersten drei Wochen absolviert man die militärische Grundausbildung. In den nächsten zwei Wochen werden die Rekruten zu Militärsportleitern ausgebildet und dadurch qualifizierte Leiter von «Jugend und Sport» sowie Erwachsenensport. In dieser Phase hat man nur morgens Ausbildung. Nachmittag und Abend stehen für Training, Regeneration und Massage frei.


Während vier weiteren Wochen folgen gelegentlich noch weitere Module wie Career Management, Massage-Ausbildung, Medien-Ausbildung, Englisch und so weiter. Dazu kommen acht Wochen ganztägiges Training, wir Rekrutinnen und Rekruten haben dann die Möglichkeit von morgens bis abends durchzutrainieren – und das auch im Ausland. Reize setzten und Niveau erhöhen ist dort die Devise.


Nach der Rekrutenschule habe ich mehrere Jahre Zeit, meine obligatorischen 30 WK-Tage zu absolvieren, sowie 100 freiwillige WK-Tage in Anspruch zu nehmen. Diese Tage der Wiederholungskurse kann ich benützen, um mich auf Turniere vorzubereiten oder an Turniere zu gehen. Das bedeutet, dass ich während 130 Tagen im Jahr vom Militär oder dem Staat unterstützt werde und mich voll auf den Sport konzentrieren kann. Das ist nicht nur finanziell eine grosse Hilfe: Während dieser Zeit haben die Spitzensportlerinnen und -portlerman auch Zugriff auf sämtliche Infrastrukturen des Bundesamts für Sport. Wir können unter Top-Bedingungen trainieren und werden von ausgebildeten Fachkräften unterstützt.


Ich werde meine restlichen 13 Wochen intensiv geniessen und versuchen, mich in meinem Sport so gut wie möglich weiterzuentwickeln. Ich hoffe, dass nachfolgende Generationen den gleichen Weg wie ich gehen können und sich somit früh einen wichtigen Pfeiler für eine nachhaltige Profi-Karriere aufbauen können.


Die Kolumne ist am 28.05 2021 in der Volksstimme - Die Zeitung für das Oberbaselbiet erschienen.


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