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Zu Tisch mit Tschanz "Tischtenniswelt - Reform mit grossen Folgen?"


Grosses Geld, Namen, Resonanz, neues Design – das ist die Devise, mit welcher World Table Tennis (WTT) auf sich aufmerksam macht. Als Tochterfirma wurde WTT vom Tischtennis-Weltverband engagiert, um in den kommenden vier Jahren die internatio- nalen Anlässe zu organisieren, zu vermarkten und durchzuführen. Das System wurde auf kaltem Weg eingeführt, es hat keine Kommunikation mit den Spielern stattgefunden. Was bedeutet das und wohin wird der Weg führen?


Die WTT verpflichtet die Spieler indirekt, an ihren Topevents teilzunehmen. Wer nicht teilnimmt, kriegt eine Nullwertung. Des Weiteren ist man verpflichtet, an zwölf Turnieren teilzunehmen, wovon die besten acht Resultate gewertet werden. Da auch die Turnierdauer verlängert wurde, müssen die Athleten viel Zeit in die interna- tionalen Turniere stecken.

Das europäische Tischtennis ist so aufgebaut, dass man in einem Klub in einer Profiliga spielt (Bundesliga oder Pro A) und dort seinen Lebensunterhalt verdient. Die Trainings werden in den Zentren dieser Klubs absolviert. Viele Spieler schaffen den Schritt an die internationale Spitze dank der Ausbildung in diesen Ligen.

Mit der nun drohenden hohen Belastung durch die WTT-Turniere scheint dieser Betrieb in grosser Gefahr zu sein. Die Vereine werden leiden müssen. Vom internationalen Turniergeschehen leben können nur die Allerbesten. Für die meisten Athleten ist es sogar ein finanzieller Verlust, an den Turnieren teilzunehmen.

Die Turniere finden aktuell fast nur in Asien statt. Die europäischen Veranstalter können sich die Durchführung der neuen WTT-Anlässe nicht leisten. Der europäischen Tischtennissport bangt vor der Verschiebung der Szene nach Asien und dem Verlieren des Anschlusses. Auch fürchtet man, dass durch die Dominanz der Top-Spieler die Nachhut im internationalen Tischtennis in Vergessenheit gerät.


Für mich als Athlet bedeutet dies, dass ich den Spagat zwischen Ligabetrieb und internationalen Turnieren in den Griff kriegen muss. Meine grossen Ziele, Olympia und Weltmeisterschaft, kann ich nur erreichen, wenn ich gute Resultate an den WTT- Turnieren erziele. Deshalb bin ich auf Sponsoren und Investoren angewiesen, um überhaupt an diesem neuen Betrieb teilnehmen zu können. Auf jeden Fall wird es eine grosse Challenge für mich und andere Spieler in der gleichen Ausgangslage. Ich sehe der Zukunft aber offen entgegen und bin mir sicher, bald schon eine optimale Lösung gefunden zu haben.


Die Kolumne ist am 21.01 2022 in der Volksstimme - Die Zeitung für das Oberbaselbiet erschienen.

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